Depression

Wege zurück ins Leben

Die einen powern sich aus, bis nichts mehr geht. Andere geraten durch belastende Ereignisse in einen Zustand, der alles düster erscheinen lässt. Ihnen allen hilft, unbewusste negative Denk- und Verhaltensmuster zu verändern.

Kein Gips, der alles erklärt, keine Migräne, die für verständnisvolles Nicken sorgt: Psychische Erkrankungen sieht man Menschen lange Zeit nicht an, und noch immer sind sie tabuisiert. Niemand will schließlich „nicht richtig im Kopf“ sein und das Tempo des 21. Jahrhunderts nicht mitgehen können. Dabei kann die Seele genauso erkranken wie der Körper.

Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland leiden derzeit an einer Form der Depression. Der wachsenden Zahl an Burnout-Erkrankungen widmet sich seit Jahresanfang an der TU Dresden das weltweit größte Forschungsprojekt zu dem Syndrom. Das Ziel: Risikofaktoren besser bestimmen und dem Leiden effizienter vorbeugen zu können. Denn wie bei der Depression sind die Mechanismen noch nicht genau verstanden.

 

Depression: Wie leblos

Traurig oder getrübter Stimmung ist jeder mal, und meist geht es vorüber. Hält sich hingegen über mindestens zwei Wochen der Eindruck, gar nichts mehr zu empfinden, an nichts mehr Interesse zu haben, energielos und müde zu sein und keinen Antrieb mehr zu haben, um den Alltag zu bewältigen, könnte eine Depression der Grund sein. Weitere Symptome wie morgendliches Früherwachen mit stundenlangem Grübeln, Appetit-(und damit Gewichts-)Verlust und Suizidgedanken können hinzukommen.

Die Ursachen dafür sind vielfältig: Eine erbliche Veranlagung scheint einer der wesentlichen Gründe zu sein, ein anderer die Entwicklung in der Kindheit: War die Beziehung zur Mutter gestört, konnte ein Kind vielleicht nicht genügend Urvertrauen und Zuversicht entwickeln? Ebenso wenn der Erziehungsstil überbehütend war und dem Kind nicht vermittelt wurde, auf seine eigenen Fähigkeiten bauen zu können. Frühe negative Erlebnisse und seelische Verletzungen können als traumatische Erfahrungen verdrängt werden, die später im Leben, bei neuerlichen belastenden Erfahrungen, diffus wachgerufen werden: Als Depression drängen sie jetzt darauf, verarbeitet zu werden.

 

Im Gehirn fehlt Serotonin

Je mehr solcher Faktoren ein Mensch in sich vereint, desto „vulnerabler“, also verletzlicher, ist er (s. unten Vulnerabilitäts- Stress-Modell). Eine Entlassung, Trennung oder schwere Krankheit wird dann womöglich als besonders „stressig“ erlebt, als eine Lebenskrise, der man sich nicht gewachsen fühlt. Verbunden damit ist meist eine Störung des Neurotransmitterhaushalts im Gehirn: Im synaptischen Spalt zwischen den Nerven steht nicht mehr genügend Serotonin für die Datenübertragung bereit – die Stimmung und das Denken verdüstern sich, und die Betroffenen haben den Eindruck, für nichts mehr Kraft zu haben.

Während man bei einer leichten depressiven Störung noch zur Arbeit gehen und parallel eine Psychotherapie beginnen kann, sind Betroffene bei einer mittelgradigen (oder schweren) Depression oft krankgeschrieben. Neben Psychotherapie wird dann meist die Einnahme von Antidepressiva empfohlen, wobei die Wirksamkeit umstritten ist. Manchmal sind sie aber eine Möglichkeit, überhaupt wieder Hoffnung zu schöpfen und sich für eine Therapie zu öffnen. Bei leichten depressiven Verstimmungen haben sich auch rezeptfreie, pflanzliche Präparate mit Johanniskraut bewährt.

 

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell

Warum entwickeln manche Menschen eine Depression und andere nicht? Das Vulnerabilitäts- Stress-Modell besagt, dass genetische Gründe, die Prägung durch Eltern und Umwelt sowie traumatische Erfahrungen weniger belastbar machen können.