Gefährlich dünn

Manche Eltern fragen sich, ob ihr Kind nur sehr schlank ist oder es an einer Magersucht leidet. An einigen Warnsignalen lässt sich eine Anorexie erkennen.

Mia macht gerne mal ein Selfie, wie sie vor dem Spiegel steht und ein neues Outfit anprobiert. Sie ist stolz auf ihren flachen Bauch und die schmale Hüfte, bei der sich die Beckenknochen deutlich abzeichnen. Ihre Fotos postet sie dann auf ihrem Instagram-Account. Die 16-jährige Schülerin ist 1,65 m groß und wiegt 47 Kilo. Damit hat sie einen BMI von 17 und Untergewicht. Ihre Mutter macht sich bereits Sorgen, ob die Tochter einfach nur schlank ist oder an einer Magersucht leidet.

 

Warnsignale für Magersucht

Eines der wichtigsten Symptome für eine Anorexie, wie Ärzte die Magersucht nennen, ist, dass Betroffene sich sehr damit beschäftigen, wie sie ihr Gewicht reduzieren können: Sie vermeiden Lebensmittel, die viele Kalorien haben oder besonders fetthaltig sind, sie hungern oder fasten immer mal wieder, manche treiben zudem exzessiv Sport. Sie kontrollieren penibel ihr Gewicht, mitunter mehrmals am Tag, und kennen die Kalorienanzahl von Nahrungsmitteln auswendig. Ihre Gedanken drehen sich nur noch darum, bloß nicht zuzunehmen. Und obwohl die Betroffenen meist schon abgemagert sind, fühlen sie sich trotzdem dick und sehen an ihrem Körper einige Speckpolster, die längst nicht mehr vorhanden sind. Ärzte bezeichnen dies als Körperschemastörung. Magersucht ist längst nicht mehr nur ein Problem von Mädchen, auch immer mehr Jungen leiden darunter. Wenn die typischen Symptome auftreten, sollten Eltern hellhörig werden. Manche Betroffenen gehen so weit, dass sie nach dem Essen die Toilette aufsuchen, um die Speisen dort zu erbrechen. Die Mangelernährung hinterlässt ihre Spuren in vielen Körperbereichen. Die Menstruation kann ausbleiben oder setzt bei sehr jungen Mädchen gar nicht erst ein. Zudem schaltet der Organismus auf Sparflamme, die Körpertemperatur ist niedriger, Betroffenen frieren schnell, haben kalte Hände und Füße. Sie bekommen oft eine trockene, schuppige Haut, brüchige Nägel und trockene Haare. Im Laufe der Zeit wird Muskelmasse abgebaut, Herzrhythmusstörungen können entstehen und das Immunsystem wird geschwächt. Eine Magersucht endet in zehn Prozent der Fälle tödlich.

 

Hunger nach Aufmerksamkeit

Die Ursachen, warum ein Mensch magersüchtig wird, sind vielfältig. So setzt das von der Modeindustrie propagierte Schönheitsideal, dass nur sehr schlanke Menschen attraktiv sind, vor allem Mädchen und Jungen im Teenageralter enorm unter Druck. Einige Psychologen sehen den Grund hingegen darin, dass es einem Magersüchtigen Menschen um Kontrolle geht. Um das Gefühl, den Körper nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können und dafür Anerkennung zu erhalten. Anorexie ist oft auch im wahrsten Sinne des Wortes ein Hunger nach Aufmerksamkeit und Liebe. Wenn Eltern bei ihrem Kind eine Magersucht vermuten, sollten sie sich vorsichtig an das Gesprächsthema herantasten, denn Magersüchtige streiten meist ab, dass sie erkrankt sind. Hilfe und Informationen bekommen Eltern von der Selbsthilfeorganisation ANAD (anad.de) und am Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (bzgaessstoerungen.de). Es gibt heutzutage wirksame Therapien, mit denen Magersüchtige lernen, wieder normal zu essen.