Hilfe bei der Arztsuche

Zwei Drittel aller Patienten in Deutschland sind mit der Arztbehandlung unzufrieden. Lange Wartezeiten und Zweifel an der Kompetenz des Mediziners sind die Hauptgründe. Doch wie findet man einen guten Arzt?

Anderthalb Stunden haben Sie im Wartezimmer gesessen, bis Sie endlich aufgerufen werden. Dann kommt der Arzt ins Sprechzimmer, stellt ein paar Fragen, untersucht Sie kurz, druckt ein Rezept aus, und flugs ist er schon wieder aus dem Raum verschwunden. Sie haben eigentlich noch ein paar Fragen, kamen aber gar nicht dazu, diese zu stellen. Sie sind verärgert und überlegen sich, den Arzt zu wechseln. Kennen Sie diese Situation?

Damit sind Sie nicht alleine, zwei Drittel der deutschen Kassenpatienten und knapp die Hälfte aller Privatpatienten sind mit der Arztbehandlung unzufrieden, fand eine Untersuchung der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers 2015 heraus. Der Hauptkritikpunkt war, dass sich die Ärzte zu wenig Zeit für die Untersuchung nehmen. Viele Patienten fühlen sich außerdem von den Medizinern und Mitarbeitern der Praxen nicht ernst genommen und bemängeln die Kompetenz des Doktors. Doch woran erkennt man einen guten Arzt?



Terminvergabe und notwendige Privatsphäre

Ein erstes Anzeichen, ob es sich um eine gute Arztpraxis handelt, ist die Terminvergabe. Werden Sie dabei gefragt, in welcher Krankenkasse Sie sind oder noch deutlicher, ob Sie Privatpatient sind? Solch eine Frage kann bereits das Vertrauensverhältnis zum Arzt schwächen. Schließlich sollte die medizinische Versorgung im Vordergrund stehen und nicht die ökonomischen Interessen. In einer guten Praxis läuft zudem außerhalb der Sprechzeiten ein Anrufbeantworter und Sie werden umgehend zurückgerufen, wenn Sie eine Nachricht hinterlassen haben. Wichtig ist auch, dass Sie in einem dringenden Erkrankungsfall sofort einen Termin bekommen.

Wenn Sie die Praxis betreten, achten Sie darauf, ob die Patienten bei der Anmeldung einen Abstand einhalten müssen. Das ist notwendig, um die Privatsphäre zu wahren. Wer möchte schon gerne, dass fremde Personen den Grund des Arztbesuches mitbekommen oder hören, dass eine Überweisung zum Onkologen oder Urologen benötigt wird? Wird der vereinbarte Termin in etwa eingehalten und Sie sind nach spätestens 30 Minuten dran? Kurze Wartezeiten sprechen für eine gute Organisation der Praxis. Ein besonderer Service ist, wenn Patienten bei einer längeren Wartezeit kurz rausgehen dürfen, um etwa einen Einkauf zu erledigen. Sehen die Praxisräume sauber und gepflegt aus? Bei mangelnder Hygiene sollten Sie unbedingt den Arzt wechseln. Liegen im Wartebereich neue Zeitschriften aus oder uralte Exemplare aus dem letzten Jahr? Ist die Unterhaltungslektüre vielfältig und aktuell, ist das ist ein Zeichen für guten Stil und die Wertschätzung der Patienten.

 

Doc
Je ausführlicher das Gespräch, desto genauer die Diagnose

Die entscheidendste Rolle spielt natürlich die Behandlung des Arztes. Nimmt sich der Doktor ausreichend Zeit für das Untersuchungsgespräch? Fragt er genau nach, wann die Beschwerden erstmals auftraten? Ob Sie Vorerkrankungen oder chronische Erkrankungen haben? Ob in der Familie bereits Krankheiten wie Krebs aufgetreten sind? Ob Ihnen an Ihrem Körper etwas aufgefallen ist (deutliche Gewichtsabnahme oder -zunahme, Nachtschweiß, Konzentrationsschwierigkeiten, Energielosigkeit). Ob Sie gerade beruflich oder privat viel Stress haben? Je ausführlicher das Untersuchungsgespräch, desto sicherer die Diagnose. So können Energielosigkeit und ein permanentes Erkältungsgefühl auf einen beginnenden grippalen Infekt hindeuten, in seltenen Fällen aber auch auf eine Krebserkrankung. Nervosität und Gewichtsabnahme können Zeichen für zu viel Stress sein, aber auch für eine Schilddrüsenüberfunktion. Ein Mediziner, der nicht ausführlich nachfragt, vermutet schnell die üblichen Krankheiten und übersieht eventuell die wahre Ursache. Nicht wenige Patienten haben eine Ärzte-Odyssee hinter sich, bis endlich die richtige Diagnose gestellt wird.

Neben dem Gespräch sollte der Arzt Sie natürlich auch körperlich untersuchen und Ihnen dabei genau erklären, warum er was macht. Lässt er eine Blutprobe durchführen, um den Befund abzusichern? Wichtig ist außerdem, dass der Arzt Ihnen die Diagnose und Behandlung nicht nur mit Fachbegriffen beschreibt, die kein Laie versteht, sondern mit verständlichen Worten erklärt. Wenn es dennoch Klärungsbedarf gibt, fragen Sie unbedingt nach. Ein guter Arzt hört Ihnen aufmerksam zu, lässt Sie ausreden und nimmt Ihre Sorgen ernst. Wirkt der Doktor jedoch durch das Nachhaken genervt oder sieht gar seine Diagnose in Frage gestellt, gehen Sie dort nicht mehr hin, sondern wenden Sie sich an einen Arzt, der mit Patienten empathisch umgeht. Während des Gesprächs sollte weder das Telefon noch das Handy des Mediziners (und des Patienten) klingeln.

 

Neueste Studien und Aufklärung über Risiken

Bei schwierigen Erkrankungen wie z. B. Krebs sollte der Arzt Sie über verschiedene Therapiemöglichkeiten informieren. Erwähnt er dabei aktuelle Studien? Dann ist er über die neueste Forschung informiert. Wenn dies nicht der Fall ist, holen Sie sich unbedingt die Zweitmeinung eines anderen Mediziners ein. Kein Patient sollte sich zu einer Therapie gedrängt fühlen, sondern das Gefühl haben, dass diese tatsächlich die beste Behandlungsvariante ist. Klärt der Arzt Sie über mögliche Risiken einer Therapie auf? Sie müssen wissen, was auf Sie zukommt, offene Worte sind hierfür wichtig. Erkundigt er sich bei nachfolgenden Terminen, wie Sie die Medikamente vertragen und ob Nebenwirkungen auftreten, wie die Krankengymnastik oder eine andere Therapie verläuft? Informiert er Sie darüber, wie Sie durch eine Änderung Ihres Lebensstils die Genesung unterstützen können? Dann haben Sie einen guten Arzt gefunden.

 

Wie finde ich das beste Krankenhaus?

Viele Patienten suchen eine Klinik wegen einer Operation auf. Hierbei ist es ratsam, den Facharzt zu fragen, welche Klinik auf welche OP spezialisiert ist. Die eine Klinik versteht sich besonders gut auf Knieoperationen, eine andere hingegen auf Herz-OPs. Es gilt zudem die Regel: Wer den Eingriff öfter macht, kann es besser. Wie häufig OPs erfolgen, können Sie an den Fallzahlen ablesen, die veröffentlicht werden. In den Qualitätsberichten der Krankenhäuser wird auch über die Qualifikation der Ärzte und über Behandlungserfolge berichtet. Mehr Informationen zur Kliniksuche finden Sie unter: https://www.weisse-liste.de