Keine dicke Lippe riskieren

Das Virus schlummert in fast jedem Menschen. Wird es aktiv, bekommen wir Juckreiz und Bläschen am Mund. Gut, dass schon einfache Maßnahmen gegen Lippenherpes helfen.

Es fängt mit einem Kribbeln an der Lippe an. Dann fängt die Hautstelle an zu jucken und zu spannen. Und plötzlich tauchen dort kleine Bläschen auf, die immer wieder aufplatzen. Die Diagnose ist schnell gestellt: Lippenherpes. Neben den schmerzhaften Beschwerden kommt noch das unangenehme Gefühl hinzu, mit einer dicken Lippe herumzulaufen. Schuld an den Beschwerden ist ein Virus: Herpes simplex. Es arbeitet wie ein agentenhafter Schläfer, jahrelang rührt es sich nicht und plötzlich greift es an. Die meisten Menschen stecken sich im Kindes- oder Jugendalter mit dem Erreger an. Er wird per Tröpfcheninfektion verbreitet, das kann beim Küssen passieren oder beim Niesen oder Sprechen. Da das Virus zwei Tage außerhalb des Körpers überleben kann, ist auch eine Ansteckung über Gläser, Tassen oder Besteck möglich.

 

Viren setzen sich in den Nervenknoten fest

Sind die Erreger über kleine Risse in der Haut oder der Schleimhaut in den Körper gelangt, nisten sie sich zunächst in den Zellen der Hautoberfläche ein, werden dort aber meist vom Immunsystem entdeckt und gekämpft. Einige Viren entwischen jedoch und wandern an den Nervenfasern entlang bis zu den Schaltknoten der Nerven (Ganglien). Meist sind die Nervenfasern des Nervus trigeminus betroffen, der für den Fühlsinn der Gesichtshaut zuständig ist – deshalb entsteht das Kribbelgefühl bei einem Lippenherpes. Nachdem sich die Erreger in den Nervenknoten festgesetzt haben, tarnen sie sich dort und verbleiben in einem Ruhezustand („Latenz“ im Fachjargon genannt) – so lange, bis das Immunsystem geschwächt ist und sie ungehindert aktiv werden können. Dies ist der Fall, wenn wir seelischen Stress haben, körperlich stark belastet sind (etwa durch viel Sport), eine Erkältung oder Fieber bekommen. Auch wenn die Haut ungeschützt zu lange der Sonne ausgesetzt ist oder bei einem Zahnarztbesuch sehr strapaziert wird, kann der Erreger mobil werden. Dann treten die Herpesviren aus den Nervenknoten heraus und strömen wieder zurück in die Zellen der Hautoberfläche, wo sie sich stark vermehren und dadurch Lippenherpes verursachen. Das Virus ist weit verbreitet, etwa 90 Prozent der Bevölkerung haben sich mit dem Herpeserreger angesteckt, doch nur bei einem Drittel der Betroffenen treten sichtbare Beschwerden auf. Warum das Virus bei einem Menschen ständig aktiv wird und sich bei einem anderen nie regt, weiß die Forschung bis heute nicht. Fest steht: Wenn Kleinkinder einen Lippenherpes bekommen, sind die Beschwerden deutlich schwerer als bei einem Erwachsenen. Sie bekommen die Bläschen am Gaumen, auf dem Zahnfleisch oder auf der Zunge, haben Fieber und einen fauligen Mundgeruch und fühlen sich schlapp. Nach einer Woche trocknen die Bläschen schließlich ein und die Wunden heilen ab. Bei Erwachsenen beschränken sich die Symptome oft auf den Juckreiz und ein brennendes Gefühl an Lippe oder Naseneingang. Manchmal treten die Bläschen aber auch an anderen Gesichtsstellen auf, auf den Wangen oder an den Augen. Im letzteren Fall wird es gefährlich. Betroffene sollten sofort einen Arzt aufsuchen, da das Virus die Hornhaut angreifen kann und im schlimmsten Fall eine Erblindung droht. In den meisten Fällen bildet sich Herpes allerdings
an der Lippen- oder Naseneingangsstelle, wo es früher schon mal entstanden war. Damit sich die juckenden rosa Pusteln gar nicht erst ausbreiten, ist es wichtig, schnell zu handeln.

 

Pflaster kaschieren die Bläschen

Schon beim ersten Kribbeln an der Lippe sollten Sie sofort (und dann alle ein bis zwei Stunden, bis die Beschwerden verschwinden) eine antivirale Creme, die den Wirkstoff Aciclovir oder Penciclovir enthält (in Ihrer Alphega Apotheke erhältlich), auftragen. Sie sorgt dafür, dass die Bläschen sich nicht vermehren oder, falls sie doch bereits entstanden sind, schneller abheilen. Wichtig ist, dass die Creme auf keinen Fall mit dem Finger aufgetragen wird, sondern mit einem sauberen Wattestäbchen. Ratsam ist auch, während einer Infektion die Hände regelmäßig mit warmem Wasser und Seife zu waschen, in der Familie sollte zudem jeder ein eigenes Handtuch für Hände und Gesicht verwenden, benutzte Gläser und Besteck sollten sorgfältig gespült werden. Und, auch wenn es schwerfällt: Küssen ist während einer Herpeserkrankung leider verboten. Neben den Cremes und Salben gibt es transparente Pflaster (Pads), die auf die Wunde geklebt werden können. Sie erzeugen ein gutes Heilklima, lindern das Schmerzgefühl und machen die Bläschen optisch fast unsichtbar. Auch wenn sich die Beschwerden eines Lippenherpes gut lindern lassen, die eigentliche Ursache, nämlich die Herpesviren, kann man jedoch nicht beseitigen. Haben sich die Erreger einmal im Nervengewebe festgesetzt, bleiben sie ein Leben lang in unserem Körper. Die wichtigste Maßnahme, um einen Herpesausbruch zu verhindern, ist, sein Immunsystem zu stärken. Eine vitaminreiche Ernährung, ausreichend Schlaf, möglichst wenig Stress, regelmäßige Bewegung und ein ausreichend hoher Sonnenschutz sind die besten Methoden, um die lästigen Bläschen am Mund zu verhindern.